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Grenzverlauf zwischen dem Osmanischen Reich und den europäischen Staaten. Manuskriptkarte, zwischen 1718 u. 1739. Feder u. Aquarell auf Bütten.
Los 53
Kategorie Topographie Graphik Ausland
Künstler anonym
Grenzverlauf zwischen dem Osmanischen Reich und den europäischen Staaten. Manuskriptkarte, zwischen 1718 und 1739. Anonym, ohne Titel. Feder und Aquarell auf kräftigem Bütten. Ca. 44,2 x 91,6 cm (Kartenrahmen), ca. 43,7 x 91,2 cm (Kartenfeld), ca. 47,5 x 94,8 cm (Blattgröße). Maßstab ca. 1:3.600.000.

Manuskriptkarte aus der Zeit zwischen dem Frieden von Passarowitz (1718) und dem Frieden von Belgrad (1739).
Die Karte wird von einem Gradnetz durchzogen. Die geographischen Breiten- und Längengrade lassen sich innerhalb des Kartenfeldes im Abstand von 5 Grad ablesen. Als Nullmeridian für die Längengrade wird Ferro (El Hierro), die westlichste Kanareninsel, gedient haben. Geographisch erstreckt sich das Kartenbild von Ingolstadt (Ingolstat) im Nordwesten und Catania mit dem qualmenden Ätna (Aethna M) im Südwesten bis Zarizyn (Zarizin, ab 1925 Stalingrad, ab 1961 Wolgograd) an der Wolga (Rha hodie Wolga fl.) im Nordosten und Mingrelien (MINGRELIA) am Kaukasus (CAUCASUS M.) im Südosten. Sogar der nordwestliche Zipfel Persiens (PERSIÆ / PARS) ist berücksichtigt. Fast der komplette Donaulauf ist bis in die große Deltamündung ins Schwarze Meer (MARE NIGRUM.) abgebildet. Von Sizilien (SICILIA) ist der Osten, von der Ägäis der Norden (MARE DI TRACIA) aufgenommen. Vollständig sind die Adria (GOLFO DI VENETIA) und
das Schwarze Meer dargestellt. Die Reliefwiedergabe erscheint in der damals üblichen Maulwurfshügelmanier.
Der nach dem Großen Türkenkrieg (1683-1699) abgeschlossene Friedensvertrag von Karlowitz mit dem verhandelten 25-jährigen Bestandsschutz war vom Osmanischen Reich aufgekündigt worden. Nach einer Erholungsphase fühlte man sich stark genug, die verlorenen Territorien zurückzugewinnen. So kam es zum Sechsten Österreichischen Türkenkrieg (1714-1718). Aus Bündnispflicht stand Kaiser Karl VI. den Österreichern bei. Entgangene Gebietsgewinne nach dem Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1713/14) motivierten den Herrscher des Heiligen Römischen Reiches zusätzlich, Österreich beizustehen. Auch Rom unterstützte die beiden christlichen Mächte. Einer der größten Feldherrn der Geschichte, Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736), half auch bei dieser Auseinandersetzung zwischen der Habsburger Monarchie und dem Osmanischen Reich, nachdem er bereits mit seinem Sieg bei der Schlacht von Zenta (1697) am Unterlauf der Theiß entscheidend den Weg für den Karlowitzer Friedensvertrag ebnete. So gelang es ihm 1717 bei deutlich unterlegener Truppenzahl, den Türken Belgrad zu nehmen. Nach erfolgreichen Kämpfen kam es 1718 zum Frieden von Passarowitz, welcher der Donaumonarchie weiteren territorialen Zuwachs einbrachte. Zu diesem Zeitpunkt erreichte das österreichische Habsburg seine größte Expansion und festigte damit seine hegemoniale Stellung im Südosten Europas.
Die nach 1718 neu geregelten Machtsphären sind im Kartenbild aktuell festgehalten und veranschaulichen die politischen Zustände bis zum 1736 einsetzenden Russisch-Österreichischen Türkenkrieg, der 1739 mit dem Frieden von Belgrad endet. Dabei verlor man fast alle in Passarowitz zugesprochenen Gebietsgewinne. Die Erstellung der großformatigen Handzeichnung ist in dem Zeitraum zwischen den beiden Verträgen von 1718 und 1739 anzunehmen. Neben dem Grenzverlauf fallen insbesondere die vielen befestigten Orte auf. Die Territorien unterscheiden sich durch unterschiedliches Linien- und Flächenkolorit. Dabei wird die Abgrenzung zwischen der Habsburger Monarchie und dem Osmanischen Reich plastisch vor Augen geführt.

Insgesamt etwas gebräunt. Randeinrisse. Leichte Alters- und Gebrauchsspuren.
Schätzpreis € 2.500
Zuschlag € 1.800