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Inhalt Katalog 160

Das Angebot der Auktion 160 umfasst knapp 300 Positionen aus den Bereichen Bücher, Graphik, Autographen und Manuskripte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Die russische Kaiserin Katharina II. war bestrebt, als Repräsentantin des aufgeklärten Absolutismus in ihrem Reich die Künste und Wissenschaften zu fördern und gleichzeitig den Machtbereich ihres Imperiums auszudehnen. In diesem Zusammenhang ist ein von ihr in Auftrag gegebener Neudruck der 1567 in Basel erschienenen deutschen Ausgabe von Sigmund von Herbersteins  „Moscoviter wunderbare Historien“ zu verstehen, welcher in St. Petersburg 1795 begonnen und erst 1804 nach dem Tod Katharinas in einer Auflage von nur 50 Exemplaren vollendet wurde. Dieses in dieser Form in öffentlichen Instituten nicht nachweisbare Rarissimum wird in der Auktion mit einem Schätzpreis von 3000 € angeboten.
Der deutsche Naturforscher und Ethnograph Peter Simon Pallas leistete Pionierarbeit bei der wissenschaftlichen Erschließung des asiatischen Teils von Russland. Den Pflanzenschatz des Reiches wollte er in der „Flora Rossica“ dokumentieren. Von dem auf 600 Pflanzentafeln geplanten Projekt konnte er jedoch als Mangel an finanzieller Unterstützung nur die ersten zwei Teile mit 101 kolorierten Kupfertafeln verwirklichen. Diese zwei Teile in einem großformatigen Band, in St. Petersburg 1784-1788  erschienen, sind mit einer Taxe von 9000 € versehen.

Einen umfassenden Blick auf alle bekannten Erdteile ermöglicht der große „Atlas nouveau“, den der Verleger Hubert Jaillot mit den Karten des Nicolas Sanson ausstattete. Die Ausgabe von 1692, erschienen in Amsterdam bei Mortier, enthält 99 kolorierte Kupferkarten und ist mit 10.000 € geschätzt.  Mercators kleinformatiger „Atlas minor“, herausgegeben von Jodocus Hondius, ist in der Ausgabe Arnheim 1621 mit 5000 € bewertet.
Eines der bedeutendsten Werke über die Kultur und Geschichte Chinas stammt vom Jesuiten Athanasius Kircher. Die erste niederländische Ausgabe „Toonneel van China“ von 1668 kann mit einem Schätzpreis von 4500 € angeboten werden.
Als „the most beautiful book of Greek views“ wird Otto Magnus Frhr. von Stackelbergs sehr seltenes Hauptwerk „La Grèce. Vues pittoresques et topographiques“ bezeichnet. Das mit 126 lithographierten Ansichten versehene Werk stellt die  zeichnerische Ausbeute seiner ab 1814 unter vielen Mühen und Gefahren ausgeführten Griechenlandreise dar. Es erschien von 1829 bis 1834 in Paris und liegt hier in einem Text und einem großformatigen Tafelband vor (17.000 €).

Der flämische Kupferstecher Hendrik Causé schuf mit seinem Werk „De koninglycke hovenier“ (1676) ein Werk zur höfischen Gartengestaltung. Es ist zusammengebunden mit Jan Commelijns „Nederlantze Hesperides“ (1676), das sich der Zucht und Pflege von Zitrusgewächsen widmet. Der prachtvoll kolorierte Band ist mit 9000 € taxiert.
In die Welt der Strahlentierchen führt uns gut 200 Jahre später Ernst Haeckel mit seinem monumentalen „Report on the Radiolaria“, der im Jahr 1887 die Radiolarien-Sammlung der britischen Challenger-Expedition von 1873-76  mit 140 Lithotafeln dokumentiert.
In einem aus neun Teilen bestehenden fünfbändigen Kupferstichwerk hat der Nürnberger Kupferstecher Johann Michael Seligmann die naturhistorischen Werke von Mark Catesby und George Edwards neu in Kupfer gestochen. Unter dem Titel „Verzameling van uitlandsche en zeldsaame vogelen, benevens eenige fremde dieren en plantgewassen“ sind in der vorliegenden niederländischen Ausgabe (Amsterdam 1772-81) auf 473 kolorierten Kupfertafeln exotische Vögel, teilweise mit Pflanzen, und einige Tiere abgebildet (30.000 €).

Die europäische Kriegsgeschichte des 16. und 17. Jahrhunderts illustrieren die mit zahlreichen Kupfern versehenen Werke von Michael von Aitzing „De leone Belgico“ (5 Teile in 1 Bd., Köln 1583), hier in einem kolorierten Exemplar (12.000 €), Willem Baudartius‘ „Les Guerres de Nassau“ aus dem Jahr 1616 (2700 €) oder Johan Boxels 1675 in Den Haag erschienene „Anweisung der Kriegsübung … mit Musquet und Piquen“ (3600 €).

Die Abteilung ‚Alte Drucke‘ bietet u.a. eine größere Anzahl von teilweise sehr seltenen in Köln gedruckten Inkunabeln und Frühdrucken. Darunter: Albertanus Causidicus Brixiensis „De arte loquendi et tacendi“ bei Heinrich Quentell 1497 (2500 €), „Ars moriendi“, bei H. Quentell um 1493 (3000 €), Bertholdus von Freiburg „Horologium devotionis“, bei Johann von Landen um 1503 (4000 €), „Dialogus linguae et ventris“, bei, Ludwig von Renchen um 1495 (3500 €), Petrus de Herenthals „Collectarius seu expositio libri psalmorum“, bei Konrad Winters 1480 (4000 €), Antonius Rampigollis „Figurarum Biblie“, bei Cornelius von Zierickzee 1511 (3000 €), Thomas de Aquino „Quaestiones de duodecim quodlibet“, bei  Arnold Therhoernen 1471 (8000 €) und andere.
Weitere erwähnenswerte Inkunabeln sind z.B. der „Manipulus curatorum“ des Guido de Monte Rocherii (Blaubeuren, Konrad Mancz 1474) mit angebundener zeitgenössischer Handschrift „Auctoritates super Margarita Decreti“ (18.000 €) oder das 1497/98 in Ulm bei Johann Schäffler erschienene „Officium de compassione beatae Mariae virginis“ (2500 €).

Unter den graphischen Werken stellt in der Abteilung 'Topographie' eine prachtvolle Sammlung „Malerische Ansichten aus dem Groszherzogthum Berg (…)“ einen Höhepunkt dar (50.000 €). Sie umfasst 22 gouachierte und aquarellierte Umrissradierungen, teils mit Aquatinta, von Johann Heinrich Bleuler und Johann Ludwig Bleuler. Das Großherzogtum Berg wurde 1806 von Napoleon als französischer Satellitenstaat gegründet und existierte lediglich bis 1813. In diesen Zeitraum lässt sich die Entstehungszeit des Prachtwerks einordnen. Die seltene Sammlung umfasst unter anderem Ansichten von Mülheim a.d. Ruhr, Siegburg, Wetter und Volmarstein, Hattingen, Essen-Kettwig, Hagen und Schwelm in leuchtenden, farbfrischen Darstellungen in insgesamt ausgezeichnetem Erhaltungszustand.

Mit dem Kupferstich „Colonia Agrippina Urbs Florentissima (…)“ kommt ein seltene Gesamtansicht von Köln aus der Vogelschau zum Aufruf (2000 €). Der von Johann Heinrich Löffler nach Johann Schott gestochene Plan wurde über die Jahre um weitere Bürgermeister- und Ratsherrenwappen in der prachtvollen Wappenumrahmung ergänzt; unser vorliegendes Exemplar weist ein (letztes) Wappen mit der Datierung 1772 auf.

Unter den Graphiken alter Meister sticht die nach 1609 entstandene Radierung mit Kupferstich „Jan Brueghel der Ältere“ (2500 €) von Anthony van Dyck hervor. Der ausgezeichnete, klare Abdruck des seltenen 4. Zustands besticht durch seine gute Erhaltung und die eindrucksvolle Provenienz: das Blatt stammt aus dem Vorbesitz von Johann Andreas Boerner, Nürnberg, Dr. Wilhelm August Ackermann, Lübeck/Dresden und Dr. Heinrich Wolff, Bonn.
 
Auch Cornelis Corts Kupferstich „Die Heilige Familie mit der Heiligen Anna und Johannes dem Täufer“ (1500 €) nach Federico Zuccaro kann in einem schönen Abdruck angeboten werden.

Albrecht Dürer ist in 7 Losnummern mit Holzschnitten, unter anderem aus dem Marienleben und der Kleinen Passion, vertreten. Für seinen kontrastreichen Holzschnitt „Die Messe des Heiligen Gregor“ aus dem Jahr 1511 werden 4500 € erwartet.
Von Marcantonio Raimondi kommt eine Folge von 17 Blatt Kupferstichen „Das Marienleben“ (3600 €) nach den Holzschnitten von Albrecht Dürer zum Aufruf.

Mit Taxen von 600-6000 € werden insgesamt 12 Radierungen von Rembrandt offeriert, darunter „Der Engel erscheint vor den Hirten“ von 1634 in einem sehr seltenen Druckzustand in vorzüglichem Abdruck (6000 €) und die ebenfalls mit 6000 € taxierte, im Jahr 1648 entstandene Radierung „Juden in der Synagoge“.

Darüberhinaus sei auf 5 Blatt Kupferstiche von Aegidius Sadeler aus der Folge „Berglandschaften aus Tirol“ (1500) sowie auf die komplett seltene Folge „Landschaften“ (4000 €) von Antonie Waterloo in 12 prachtvollen Radierungen in Frühdrucken verwiesen.

Einen abschließenden Höhepunkt stellt ein prachtvolles Jugendstilwerk dar: Franz Stassens „Der Ring des Nibelungen“ (8000 €). Die komplette Folge umfasst 120 handsignierte und teils gewidmete Farblithographien in vier Mappen mit Illustrationen zu Richard Wagners Zyklus. Die großformatigen Darstellungen sind mit aufwendigen, detaillierten ornamentalen Einfassungen und vielfach mit kleinen Szenen und mit Texten ausgeführt. Die farbfrischen Illustrationen unseres Exemplars sind teils von großer Leuchtkraft.
Franz Stassen orientierte sich am Jugendstil eines Sascha Schneider, Koloman Moser und Gustav Klimt. Ab 1908 war er unter anderem als Buchillustrator und Bucheinbandgestalter tätig. Gleichzeitig erhielt er Zutritt in den engsten Kreis der Familie Wagner.
Die um 1916 – 1928 entstandene, erste und einzige Ausgabe des Zyklus ist von außerordentlicher Seltenheit und ein Hauptwerk des Künstlers. Es lässt sich nur ein einziges Exemplar auf dem Auktionsmarkt in den vergangenen Jahrzehnten nachweisen.

 
Bleuler s
Johann Ludwig Bleuler
Mülheim an der Ruhr. In: "Malerische Ansichten aus dem Groszherzogthum Berg aufgenommen und in Gouaché ausgeführt von Bleüler". Ca. 1806-13.

Folge von 22 Gouachen über Umrissradierung.